Was ist eigentlich „Beer“? Die Brauer der ersten plattdeutschen Landbrauerei in Schillsdorf im Herzen Schleswig-Holsteins haben versucht, es herauszufinden. Und sind fündig geworden.

Klassisches Brauerhandwerk in modernem Gewand - so präsentiert sich die Beer Brauerei am Landgasthof Kirschenholz in Schillsdorf.

Klassisches Brauerhandwerk in modernem Gewand – so präsentiert sich die Beer Brauerei am Landgasthof Kirschenholz in Schillsdorf.

Zunächst einmal ist „Beer“ schlicht die plattdeutsche Sprachform von: Bier. Aber so irgendwie war das allein nicht befriedigend, fanden Landgasthofbetreiber und Brauer Jürgen Overath und seine Frau Gaby aus Schillsdorf auf der Suche nach dem, was sich hinter dem „Beer“ verbirgt. Hinter dem schlichten Wunsch vieler Feierabendgäste „Ick har gern noch een Beer“, musste mehr stecken. Mehr als nur Durst auf ein Bier. Immerhin war der Anteil der Plattdeutsch sprechenden Gäste im Landgasthof Kirschenholz nicht eben klein. Gut, das Mann und auch Frau im Land zwischen den Meeren aufgewachsen und des Plattdeutschen mächtig waren und sozusagen simultan aus dem Zapfhahn übersetzen konnten. Trotzdem: Etwas fehlte! Vielleicht lag es ja am Bier selbst. Denn das war eben nicht ländlich plattdeutsch, sondern ganz normal hochdeutsch, sprich nach Reinheitsgebot gebraut und industriell gefertigt. Was fehlte, war die individuelle Note, so wie sie eben auch in der plattdeutschen Mundart lebendig ist. Damit war die Idee zum ersten plattdeutschen „Beer“ geboren. Eine Kleinbrauerei wurde gebaut.

Über zehn Jahre liegen zwischen den ersten Verkostungen und den heutigen Rezepturen der plattdeutschen Biere aus der „Beer Brauerei“. Entstanden sind dabei bodenständige, leckere Biere die in die heutige Gastronomielandschaft passen und den Namen „Beer“ verdienen.

Klassisches Brauerhandwerk in modernem Gewand - so präsentiert sich die Beer Brauerei am Landgasthof Kirschenholz in Schillsdorf.

Stimmen Farbe, Geruch, Geschmack und die gewünschte Note? Steht die Rezeptur? Brauer Bastian Ulrich weiß um die Feinheiten und nötigen Handgriffe, die Hopfen, Gerstenmalz, Wasser und Hefe in das gewünschte Ergebnis verwandeln.

2006 floss das erste Kirschenholzer Landbeer aus dem Zapfhahn.  Zunächst nur in der heimischen Wirtschaft ausgeschenkt, fanden das Landbeer Hell und Dunkel sowie die spezielle Dunkelbiervariante „Düsterbeer“ schnell Freunde und den Weg in den regionalen Handel. Über zehn Jahre sind seitdem vergangen, hat die Geschichte um das erste plattdeutsche Beer ihren Lauf genommen, ist die Landbrauerei neben dem Kirschenholz aus den Kinderschuhen herausgewachsen und hat getrieben von den Menschen hinter den Hopfensäcken, Braukesseln, dampfender Maische und Gerstesäcken ihr ganz eigenes Dasein und ein besonderes Verständnis von „Beer“ entwickelt.

„Beer“, das ist ein wenig wie eine nordische Ode an Hopfen, Malz und Heimat. Heimat, wie sie im Plattdeutschen wiederzufinden ist, ehrlich, bodenständig, mit einer Prise Salzluft und Wind gewürzt und wenn es um den Genuss geht: einfach lecker. „Beer“, das ist Feierabend, kein Besäufnis, sondern ein Spüren von Zufriedenheit nach gelungenem Tagwerk, ein wenig wie Wind hinterm Deich nach einem heißen Sommertag an der See oder wie ein ausklingender Abend nach der Ernte goldgelber Gerstenähren im Ostholsteiner Hügelland.  

 

 

Gerste, Hopfen, reines wasser und Bierhefe, mehr Zutaten kommen nicht hinein in die plattdeutschen Biere der Schillsdorfer Beer Brauerei. Der Rest ist traditionelle Braukunst, ist Handwerk und ein wenig Liebe zum Land und zum Beruf, meinen Brauer Bastian Ulrich und Jürgen Overath.

Gerste, Hopfen, reines Wasser und Bierhefe, mehr Zutaten kommen nicht hinein in die plattdeutschen Biere der Schillsdorfer Beer Brauerei. Der Rest ist traditionelle Braukunst, ist Handwerk und ein wenig Liebe zum Land und zum Beruf, meinen Brauer Bastian Ulrich und Jürgen Overath.

Wer Brauer Bastian Ulrich und Jürgen Overath in der Brauerei besucht, kann es spüren, wenn Rubinbeer, Kirschenholzer Landbier Hell und Dunkel, Düsternbock, das Hefeweizen der Beer Brauerei oder das traditionsreiche hanseatische Lück Pils und weitere Besonderheiten, wie etwa „Fietsche Fischer´s Hafenbier“ in der Kühle silberglänzender Lagertanks auf ihre Vollendung warten. Neben Gerstenmalz, Wasser, Hopfen und Hefe muss es noch andere geheime Zutaten geben. Anders wäre es kaum machbar, das Fischer Fietsches Wünsche nach Hafen, Küste, Seetang, weißen Segeln, roten Laternen und der Ruf der Möwen im Wind in eine Flasche passen. Und trotzdem gelingt es. So kommt das noch junge Rubinbeer daher wie die Landschaft Mittelholsteins selbst. Mit sanften Höhen und Tiefen, einer eher leicht gehaltenen Bitternote und Lust machend, das Holsteiner Hügelland an einem linden Sommerabend auf Schusters Rappen zu durchwandern. Vielleicht liegt es ja an den Träumen, meint Jürgen Overath oder an der Leidenschaft ein echtes Stück Schleswig-Holstein anfassbar, erlebbar und genießbar zu machen, regional, ehrlich, ohne versteckte Zusätze außer den Genannten, viel Gespür auf der Suche nach neuen Rezepturen und einer Prise Leidenschaft. Die allerdings sei schwierig abzuwiegen, meint Brauer Bastian Ulrich. Viel könne in der Rezeptur damit allerdings nicht falsch gemacht werden, denn zu einem ehrlichen Brauerbier, wie es in den Schillsdorfer Tanks heranreift, gehöre eben genau dies Prise Leidenschaft dazu.  

 

So ein Hafenbier, so mit Geschmack nach Kutter, Wind und Queller, das müssen echte Typen brauen, meint Original Fietsche Fischer aus Travemünde. Anders sei die Brise Seeluft und der Duft von fernen Gestaden nicht in die Flasche zu bekommen.

So ein Hafenbier, so mit Geschmack nach Kutter, Wind und Queller, das müssen echte Typen brauen, meint Original Fietsche Fischer aus Travemünde. Anders sei die Brise Seeluft und der Duft von fernen Gestaden nicht in die Flasche zu bekommen.

Wer dabei sein möchte, wenn ein echtes plattdeutsches Beer gebraut wird, darf gern einmal bei einem Brauseminar dabei sein. Anmeldungen und Auch Gruppen können sich für einen Besuch in der Brauerei anmelden. Informationen gibt es auf: beer-brauerei.de.