Für Brigitte und Dietmar Damm aus Großenaspe sind scharfe Schnäbel, dolchartige Klauen und rauschende Schwingen in ihrem Garten längst keine Besonderheit mehr. Lediglich Spaziergänger, die das Geschehen hinterm Gartenzaun der Damms noch nicht kennen, schauen schon einmal verwundert. Hinter Zaun und Hecke lugen nicht wie vielleicht erwartet ein paar Landhühner, sondern ein Steppenadler oder ein Uhu hinterm Zaun hervor. Und um die Ecke vor der Haustür sitzt auch schon einmal ein mächtiges kanadisches Seeadlerweib vor der Tür. An verwunderte Blicke mögen sich heute auch noch ehemalige Nachbarn aus der Feldstraße in Neumünster erinnern. Vor über zehn Jahren zogen dort auf dem Balkon der Mietwohnung der erste verletzte Junghabicht zur Pflege und die ersten Junguhus zur Aufzucht ein. Als sich auch noch junge Schneeeulen zur Betreuung anmeldeten, wurde klar: Wohnung und Balkon sind zu klein. Somit packten Brigitte und Dietmar Damm Vögel, Möbel und Geschirr ein und zogen nach Großenaspe. Heute ist Berufsfalkner und Tierpfleger Dietmar Damm nicht nur bei den Flugvorführungen der Greifvögel und Eulen im Erlebniswald Trappenkamp zu sehen, sondern auch rund um das Haus der Familie in Großenaspe tummeln sich Greife und Eulen in friedlicher Eintracht mit zwei Jagdhunden und den Kindern Pia und Nic. „Das ist Rollo, ein Turmfalke und daneben sitzt Melodie, eine Schleiereule“. Ganz selbstverständlich plaudern die zwei Kinder über ihre ersten eigenen Vögel. Mit sicherer Hand präsentieren sie die Vögel auf der von einem ledernen Falknerhandschuh geschützten Faust und dürften damit zum jüngsten Falknernachwuchs in Deutschland zählen. Turbulent geht es schon einmal zu, wenn Seeadler, Steppenadler, Sakerfalken und Eulen, sowie Habicht, zwei Jagdhunde und die Kinder nach dem Kindergartenbesuch gleichzeitig Hunger haben. Besonders im Sommer, wenn die Aufzucht der ganz kleinen Jungvögel ansteht, verrät Brigitte Damm, heißt es auch schon einmal in der Nacht aufzustehen und die Jungen zu füttern. Von der Arbeit der Falkner und der Zucht von Nachwuchs in der Gefangenschaft, haben längst auch Wildtierbestände profitiert. Die Zeiten als Wanderfalken noch eine begehrte und hoch bezahlte Schmuggelware waren, seien längst vorbei, sagt Dietmar Damm. Dass heute über Schleswig-Holsteins Felder wieder Wanderfalken streichen, liege auch an der Arbeit der Falkner und des deutschen Falknerordens. So sind aus Auswilderungsstationen wie in Hamburg bereits vor über 20 Jahren Wanderfalken aus Nachzuchten in die freie Wildbahn ausgesetzt worden und haben so zum Erhalt der pfeilschnellen Jäger beigetragen. „Mein Traum“, verrät der Berufsfalkner: „Einmal mit den wilden Reitern Kasachstans und ihren Adlern durch die Steppen am Rande der Mongolei ziehen.“